Bezirksversammlung Mittelfranken 2012

Der Bezirksvorsitzende RSD Claus Güllich konnte am 20.04.2012 zahlreiche Mitglieder zur Bezirksversammlung der VBR Mittelfranken an der Wilhelm-Löhe-Schule Nürnberg begrüßen.

Die Tagesordnung hatte ein brisantes Thema und kompetente Referentinnen vom Klinikum Fürth angekündigt: Die Assistenzärztin Frau Dr. U. Novotný  und die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin und therapeutische Leiterin der pädiatrischen Psychosomatik Frau B. Yasar sprachen zur

Problematik der Schulverweigerung.
Frau Dr. Novotny beleuchtete das vielschichtige Phänomen von Schulangst, Schulvermeidung und Schulverweigerung. Hierbei sei zu differenzieren zwischen Schulphobie, Schulangst und Schulschwänzen. Hinter einer Schulphobie stehe die Angst vor Trennung von Bezugspersonen, während Schulangst sowohl durch die Leistungssituation als auch die Mitschüler oder durch Lehrkräfte ausgelöst werden könne. Die Folgen von Schulphobie/Schulangst seien häufig psychosomatischer Art (Kopf-, Bauchschmerzen etc.). Anders gelagert sei das eher „lustbetonte“ Schulschwänzen, das jedoch oft mit dissozialen Tendenzen gepaart sei.  Frau Dr. Novotný empfiehlt bei einer auffallenden Häufung von Fehlzeiten vonseiten der Schule schnell zu reagieren, das Gespräch mit den Eltern zu suchen und Entschuldigungen auch zu hinterfragen. Oftmals zeigten sich Eltern mit der Situation überfordert und Hilfe sei dringend notwendig. Ansprechpartner seien neben den Schulpsychologen das Jugendamt und Erziehungsberatungsstellen (bei offensichtlichem Schwänzen), Kinder- und Jugendpsychiater bzw. – therapeuten oder auch die Klinikambulanz (Psychosomatik).
Frau Yasar nahm zunächst eine Standortbestimmung der Psychosomatik vor und erläuterte verschiedene Störungsbilder. Die Zusammenhänge von körperlichen und psychischen Faktoren seien äußerst vielfältig, Auslöser oder Ursache für psychische Störungen können u.a. sowohl Erkrankungen als auch belastende Ereignisse sein. Mit der klassischen Schulverweigerung stünden sog. somatoforme Störungen (meist Schmerzen) in Zusammenhang, die in der Regel viele medizinische Untersuchungen auslösen, in der Hoffnung, eine klare Ursache zu identifizieren. Frau Yasar verwies dazu auf das Angebot eines kurzen diagnostischen Aufenthalts in der Akutstation der Klinik. Eine stationäre Behandlung hänge ab vom Grad der Beeinträchtigung und der Komplexität der Problematik.  Voraussetzung sei eine gewisse Behandlungsbereitschaft aufseiten der Eltern und Kinder. Am Klinikum Fürth stehe eine kleine Einheit mit sechs Betten zur Verfügung, was zu langen Wartezeiten führt. Zu einer Häufung von psychosomatischen Beschwerden komme es zu Beginn des Schuljahres und in der Zeugniszeit.

Bericht von der Arbeit des Landesvorstands
Die Schriftführerin im engeren Vorstand der VBR, Mathilde Eichhammer, berichtete von den zahlreichen Aktivitäten des Landesvorstands. Man stehe regelmäßig im Kontakt und führe Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern, mit Elternverbänden, mit der Realschulabteilung, den Ministerialbeauftragten oder  auch – aus gegebenem Anlass – dem bayerischen Datenschutzbeauftragen.
Die dabei angesprochenen Themen seien vielfältig: Datenschutzregelungen, Beurteilung, insbesondere die Kriterien für die Beurteilung von Schulleitern, MFE, Funktionsstellen, Besoldung A15/A15 Z, Umsetzung der Arbeitszeitverkürzung, Einführung der ASV, Situation in den Sekretariaten etc.
Mithilfe dieser Initiativen des Landesvorstands konnten die Perspektiven des VBR deutlich gemacht und die Erfahrungen aus der Praxis des Schulalltags eingebracht werden.

Rechenschaftsbericht des Bezirksvorsitzenden
Claus Güllich zog eine kurze Bilanz seiner 8-jährigen Tätigkeit als VBR-Vorsitzender des Bezirks Mittelfranken. Während dieser Zeit hatte man oftmals Referenten zu zentralen Themen zu Gast, wie z. B. den Bundestagsabgeordneten Stefan Müller, Innenminister Joachim Herrmann oder den Regionalbeauftragten für Demokratie und Toleranz, StD Fleischmann. Betriebe – z. B. Siemens Healthcare – und Schulen – z. B. die Franconian International School in Erlangen – wurden besucht oder man nahm immer wieder an politischen Veranstaltungen teil, die etwa das dreigliedrige Schulsystem (bzw. dessen Abschaffung) zum Thema hatten. Für die 15. Hauptversammlung in Bayreuth hatte der Bezirk Mittelfranken einige Anträge eingereicht.
Nach der Entlastung des gesamten Vorstands standen Neuwahlen des Bezirksvorsitzenden und eines Stellvertreters an.

Neuwahl des Bezirksvorsitzenden und des Stellvertreters
RSD Claus Güllich stellte sich nicht mehr zur Wahl. Die stellvertretende Landesvorsitzende RSDin Iris Kaulich dankte ihm für seinen engagierten Einsatz in den vergangenen acht Jahren als „richtiger VBR-Mann“.
Die Neuwahl verlief zügig: Als neuen Bezirksvorsitzenden kürte man den bisherigen Stellvertreter RSD Josef Nisster (Realschule Zirndorf) und als seine Stellvertreterin RSDin Mathilde Eichhammer (Leopold-Ullstein-Realschule Fürth). Beide wurden einstimmig gewählt und bedankten sich für das Vertrauen.

RSDin Mathilde Eichhammer